In so manch wirrem Alltag erhebt sich hin und wieder eine Geschichte, die es sich zu erzählen lohnt. Eine Geschichte, die im Kleinen spielt aber im Großen wirkt. Eine Geschichte wie die folgende; erlebt und erzählt in Jena.
Seit über 10 Jahren gibt es in Jena einen Ort, an dem sich viele von uns gefunden, kennengelernt und, zum Ärger unserer Eltern, einen Großteil ihrer Zeit verbracht haben. Die Rede ist vom Skatepark im Paradiespark Jena. Nicht nur wir, die vor über 15 Jahren ihre Hölzer unter die Füße schoben, sondern auch spätere und neue Generationen haben hier einen Platz für sich und ihre Leidenschaften gefunden. Einen Ort, der nicht nur Blut, sondern auch unzählige Erfahrungen und Momente in seinem Asphalt beherbergt.
… und was dann kam war der Schimmel! Dieser hatte vor über zwei Jahren begonnen, sich an der wohl geilsten Minirampe der Welt zu vergreifen. Die Tage ‚unseres Babys‘ schienen gezählt. Doch alte Liebe schimmelt nicht. Dies dachte sich damals zumindest ein kleiner aber feiner Haufen engagierter Rollbrettfahrer. Sie nahmen sich der Herausforderung an und den pelzigen Übeltäter ins längst fällige Fadenkreuz. Um die Minirampe umfassend renovieren zu können, bedurfte es jedoch, wie immer und überall: reichlich Geld. Die Taschen waren leer und die Tresore der Welt verschlossen. Unsere kleine Schar unternahm vieles, um die benötigten Scheine und Münzen zusammenzutragen. Doch die initiierten Spendensammlungen sowie die Gespräche mit potentiellen Sponsoren und lokalen Läden wollten einfach nicht fruchten. Daran konnte auch die jahrelange und überaus bemerkenswerte Unterstützung der Jungen Gemeinde nichts ändern. Stattdessen meldeten sich die Verantwortlichen der Stadt Jena zu Wort. Auch sie hatten den Schimmelbefall nicht übersehen und drohten entsprechend ihrer klammen Kassen mit Abriss. Was der Schimmel nicht schaffen sollte, schien nun dem finanziellen Desaster öffentlicher Kassen zu gelingen…
Ein Happy End nimmt seinen Anfang. Ende letzten Jahres war es dann doch soweit. Dem ewigen Trübsal sollte nun endlich ein Ende bereitet werden. Möglich machte dies der Bürgerhaushalt der Stadt Jena. Hier können die Bürger und Bürgerinnen darüber entscheiden, wo ein Teil des Stadtbudgets investiert werden soll. Auf diesem Weg gelang es in einer knappen Abstimmung rund 80.000 Euro für das Vorhaben zu ‚gewinnen‘. Diese Summe ermöglicht nicht nur die Renovierung, sondern lässt auch Platz und Geld, um die ‚alte Dame‘ ganz neu einzukleiden. In zahlreichen Gesprächen nährten sich Rollbrettfahrer, BMX’er sowie die Verantwortlichen der Stadt Jena allmählich einem gemeinsamen Konzept. Zwar funkten Letztere nochmal mit einem eigenen Unterbauentwurf dazwischen. Den Vorteilen einer hölzernen Verkleidung konnten sie sich am Ende aber nicht verwehren. Die Renovierung und Erweiterung der Minirampe war damit beschlossene Sache.
Über diese Entwicklung freut sich nicht nur die Rollbrett- und BMX-Gemeinde. Auch die anfangs erwähnten und damals wie heute überaus motivierten Rollbrettfahrer ziehen ein positives Feedback. Wie einer der Protagonisten uns im Interview mitteilt, sei man, insbesondere nach den jahrelangen und oft kraftraubenden Anstrengungen überaus zufrieden mit diesem Zwischenziel! Zwischenziel? Genau. Denn der Weg unserer Freunde, die sich mittlerweile unter dem Namen Crossroads e.V. engagieren, ist noch ein weiter. Nicht unrealistisch, aber auch nicht gerade ein Katzensprung. Denn sie wollen nicht weniger als eine eigene Halle; für sich und ihre mittlerweile vielen Mitglieder.
Fazit. Ehrenamt, Leidenschaft und „Never give up hope“ tragen früher oder später immer Früchte. Darum bloß niemals einschüchtern lassen von der Bürokratie und dem eigenen Verdruss. Das Frühjahr wird nicht nur warm, sondern auch schön. Schön, wie unsere alte, neue Minirampe. Danke und Respekt an unsere Freunde des Crossroads e.V. Bitte weiter so!
YO!, reporter ratzepeng
P.S.: Ihr habt ähnliches erlebt und erreicht? Und hängt Euch rein fürs ‚Movement‘ und die ‚Bewegung‘? Dann meldet Euch doch bei uns. Gern berichten wir über lokale Projekt und Initiativen.
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